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Wir leben in einer Zeit der Vereinfachung: Wir freuen uns über lockere Kleidungsvorschriften bei der Arbeit. Wir sind schnell beim Du und fühlen uns noch schneller alt, wenn wir von Jüngeren gesiezt werden. Am wohlsten fühlen wir uns in den eigenen vier Wänden. Was könnte es also besseres geben als Homeoffice am Schreibtischstuhl oder auf dem Sofa in Jogginghose und Pantoffeln?

Früher Fremdwörter: Homeoffice, Remote Work, Workation
Die Vorstellung, von überall arbeiten zu können, fasziniert. Egal, ob daheim, im Wiener Kaffeehaus auf der Durchreise, auf Wochenendbesuch bei den Schwiegereltern im Westerwald oder sogar im bezahlten Urlaub in einer Strandbar in Thailand – der Ort, um die To-Do-Liste zu kürzen, ist jetzt überall dort, wo wir unseren Laptop aufstellen wollen.

Der Traum, für alle, die es können: 100 Prozent remote arbeiten – keine Zeit mehr verschwenden für Staus auf der Autobahn oder beim Warten auf die Bahn am Gleis. Kein Eiskratzen vor der Arbeit im Winter. Kein Hitzeschlag wegen mal wieder ausgefallener Klimaanlage im Zug.

Gleitzeit gibt uns endlich das Gefühl, Arbeitzeit mit Freizeit angemessen verbinden zu können. Am Freitag früher gehen und dafür am Montag einen Ticken länger bleiben? Klar. Ausschlafen und die Arbeit einfach später beginnen? Sicher, alles möglich. Das macht eine Stelle schlagartig attraktiv.

Seit uns allen das berüchtigte Jahr 2020 und seine Nachwehen einen Strich durch die Alltagsrechnung gemacht haben, reagieren fast alle Unternehmen, die es können, auf die neue Normalität.

Work-Life, Rasenmäher und andere Störfaktoren
Für Anbieter von Coworking-Zentren, wie denen vom Mein Hub Netzwerk, war Flexibilität in allen Arbeitsformen schon immer Teil des Konzepts – ihre Nische sozusagen. Denn so blumig die Aussichten und Versprechen sind, so nüchtern kann die Erfahrung im Homeoffice sein: Wer Kinder hat, weiß: Mama oder Papa daheim? Mama oder Papa verfügbar! Und der Nachbar nimmt womöglich auch keine Rücksicht mit dem Rasenmäher oder die Stadt mit dem Tiefbau vor dem Fenster.

Bei der Arbeit vom heimischen Schreibtisch verschwimmen alle Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem. Remote arbeiten ist schön, solange kein wichtiges Meeting ansteht oder Anrufe mit Kunden geführt werden müssen. Besonders für Selbstständigkeit ist das reizvoll. Denn in der Theorie ist das Ganze höchst effizient. In der Praxis aber nicht immer.

Flexibilität hat Vorrang
Ich habe mal herumgefragt bei Coworkern in Tübingen. Jungunternehmer Florian Martel, Experte in Webentwicklung, ging es ganz ähnlich. „Früher habe ich ausschließlich von zu Hause gearbeitet“, sagt er. „Das ist irgendwann aber sehr eintönig geworden und ich konnte schlecht abschalten, weil mein Schreibtisch direkt neben meinem Bett steht und ich immer daran denken musste, was noch zu tun ist.“

Was er bei anderen Arbeitsformen vermissen würde, fragte ich. Die kämen für Florian gar nicht infrage. „Für mich würde ein Job mit festem Arbeitsplatz keinen Produktivitätsvorteil, sondern nur einen Flexibilitätsnachteil bieten.“ Ein Beispiel für die Spontaneität seines Coworking-Arbeitsplatzes bei Neckar Hub: „Ich kann zwischendurch mal einkaufen.“

Sein Arbeitsplatz wartet immer auf Florian, besonders, weil seine Auftraggeber deutschlandweit verteilt sind. „Mit Coworking kann ich den Hauptteil meiner Arbeit aus meiner Wohnung heraus verlegen – das hilft mir dabei abzuschalten, weil klar ist, dass ich nicht mehr arbeite, wenn ich heimgehe.“

Daheim oder vor Ort: kein entweder/oder
Die Work-Life-Trennung gehört zu den stärksten Argumenten von Kunden, die im Neckar Hub „Heroes“ genannt werden. Auch für den selbsterklärten Coworking-Nomaden Robert Kropp aus South Carolina steht fest: “New Work ist eine Art für mich zu arbeiten, wie sie heute am besten zu mir passt, aber auch offen ist für die unvermeidlichen Veränderungen in meinem privaten und beruflichen Leben.”

Eines sollten inzwischen auch Arbeitgeber auf dem Schirm haben: Zwischen remote und im Unternehmen arbeiten gibt es auch hybride Arbeitsmodelle. Wir müssen uns nur fragen, wie wir die Vorteile beider Varianten nutzen können ohne auf beide verzichten zu müssen.

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Benjamin Schütz

Neckar Hub Junior Consultant > studiert Rhetorik, interessiert sich für Wirtschaftspsychologie & Kommunikation > leidenschaftlicher Wanderer

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